Die Wildenburg bei Kempfeld
Auf dem Wildenburger Kopf, mit 675 m einer der höchsten
Gipfel des Wildenburgrückens, befand sich in der Latène-Zeit (3.
bis 1. Jahrhundert v. Chr.) eine wichtige
keltische Fliehburg
mit doppelter Ringwallanlage. Diese bildete zusammen mit den
Anlagen weiter westlich bei
Otzenhausen
und auf dem
Ringskopf,
sowie der "Altburg" weiter östlich bei
Bundenbach,
ein umfangreiches System zur Verteidigung und Herrschaftssicherung des
keltischen Stammes der Treverer. Die
überragende strategische Bedeutung der Wildenburg für jene
Zeit wird deutlich, wenn man auf der Plattform des
Aussichtsturmes steht und die grandiose Rundumsicht genießt
—ein überaus lohnender Ausflug zu jeder Jahreszeit und bei
jeder Witterung. Nach Norden geht der Blick zur Eifel und zu
den Ardennen, nach Osten zum Taunus und im Südosten
erkennt man den markanten Gebirgsstock des Donnersberges.
Der Donnersberg ist mit 687 m die höchste Erhebung des
Nordpfälzer Berglandes auf dessen Gipfelplateau sich das
drittgrößte keltische "Oppidum" Mitteleuropas befand mit einem
8.5 km langen Ringwallsystem und einer umbauten Fläche von
240 ha. Die Dimensionen der Wildenburg mit einem Innenraum
von 6 ha bei einer größten Ausdehnung von 300 m auf 220 m
waren da schon sehr viel bescheidener, stellten aber eine für den
Hunsrückraum charakteristische Fläche keltischer Burgen dar.
Tatsächlich hatte sich das wirtschaftliche und gesellschaftliche
System der Kelten der Latène-Zeit zu einer frühstädtischen
Lebensform aufgrund der prosperierenden Wirtschaft
entwickelt, der sogenannten Oppidazivilisation. Kennzeichen
dieser Zivilisation zur Zeit Cäsars war eine Siedlungsform, die
vor allem Einzelhöfe (lateinisch: aedificia), unbefestigte Dörfer
(lateinisch: vici) sowie befestigte Städte (lateinisch: oppida)
umfasste. Nach der Eroberung Galliens durch Cäsar (58-51
v. Chr.) und der Unterwerfung des keltischen Stammes der
Treverer entstand auf dem Wildenburger Kopf ein römisches
Bergheiligtum. Es ist jedoch unklar, ob die keltische Burg zur
Zeit der römischen Eroberung noch genutzt wurde. Um das Jahr
350 n. Chr. wurde auf der Wildenburg für kurze Zeit eine
spätrömische Befestigung eingerichtet.
Die Wildenburg erhielt ihren Namen vom Wildgrafen Friedrich
von Kyrburg aus
Kirn
an der Nahe, der im Jahre 1328 auf dem
ausgesetzten Bergsporn des Wildenburger Kopfes eine kleine
Burg errichtete. Dabei wurde der westliche Teil des Ringwalles
als Steinbruch genutzt und zerstört. Aufgrund der exponierten
Lage lag der einzige bequeme Zugang zur Burg auf der Höhe
des Bergrückens, so dass zwei künstliche, im Abstand von 10 m
tief in den Felsen gehauene und heute noch sichtbare
Burggräben genügten, diesen Abschnitt zu sichern. Nur über eine
Holzbrücke konnte man deshalb in die Burg gelangen, die dann
im Jahre 1651 von lothringischen Truppen niedergebrannt
wurde. Nach teilweisem Wiederaufbau im Jahre 1660 diente die
Unterburg dem Amt Wildenburg als Verwaltungssitz bis zur
Aufhebung der Grafschaft im Jahre 1792. Heute steht ein vom
Hunsrückverein errichteter, 22 m hoher Aussichtsturm auf dem
Felssporn des Wildenburger Kopfes. Und am Fuße des
Burgberges entstand auf den mittelalterlichen Grundmauern der
Unterburg eine Burggaststätte. Ein "historischer" Lehrpfad führt
durch mehr als drei Jahrtausende Menschheitsgeschichte, die
hier allgegenwärtig ist. Neu eingerichtet wurde ein für
Erwachsene und Kinder gleichermaßen spannenden
"Walderlebnispfad" mit einem 3.5 km langen Rundweg durch die
Wälder rund um die Wildenburg auf welchem man anschaulich
erfährt, wie ein Wald natürlich verjüngt wird, anhand welcher
Merkmale sich Bäume unterscheiden lassen, wo sich welche
Wildtiere aufhalten, wie man früher in Meilern Holzkohle
erzeugt hat und vieles Wissenswerte mehr.