Koblenz am Rhein
Die am Zusammenfluss von Mosel und Rhein gelegene Stadt Koblenz, deren Namen
in dem lateinischen "confluentes flumines" (zusammenfließende Flüsse) begründet
ist, feierte im Jahre 1992 ihr 2000-jähriges Bestehen. Die Siedlungsgeschichte
reicht natürlich sehr viel weiter zurück, wie steinzeitliche Funde auf Koblenzer
Stadtgebiet aus der Zeit vor 2000 v. Chr. belegen. Ähnliche Funde gibt es für
die Bronzezeit (2000-800 v. Chr.) und die Eisenzeit (800-50 v. Chr.). Tatsächlich
hat Koblenz eine ausgesprochen bevorzugte Lage am südlichen Rand des Neuwieder
Beckens, wo sich des enge Durchbruchstal des Rheins in die weite Ebene einer
fruchtbaren Niederung öffnet. Zum Zeitpunkt der Eroberung Galliens durch
römische
Truppen unter Cäsar (58-51 v. Chr.) lebten am Mittelrhein und an der Mosel der
keltische
Stamm der Treverer, die bereits über ein hochentwickeltes Steuer- und Finanzsystem
verfügten mit arbeitsteiligen Wirtschaftsformen und differenzierten
Handwerksberufen. Anders als im angrenzenden Hunsrück gab es hier viel fruchtbares
Land, das landwirtschaftlich intensiv genutzt wurde. Mit der Besetzung durch
römische Truppen, die vielerorts sehr blutig durchgesetzt wurde und immer wieder
zu Aufständen führte, begann für Koblenz dennoch eine Epoche der wirtschaftlichen
Blüte und Prosperität. Zunächst zwar nur zögerlich und auf Konsolidierung bedacht.
Aber mit Beginn des 1. Jahrhunderts n. Chr. wurde die römische Siedlungstätigkeit
intensiviert, was mit dem Bau einer Moselbrücke und der ersten Brücke über den
Rhein im Jahre 49 n. Chr. einherging. Gut ausgebaute und gesicherte
Straßenverbindungen über den Hunsrück nach Mainz und
Trier,
sowie nach Köln, ermöglichten einen enormen Wirtschaftsaufschwung, der durch die
Errichtung des Limes weiter abgesichert wurde. Die römische Herrschaft endete erst
im Jahre 402 n. Chr. mit dem Abzug der gesamten römischen Truppen aus dem Koblenzer
Kastell und der Eroberung der Region durch Franken und Alemannen. Diese Ereignisse
führten in der Folge zu einer tiefen, Jahrhunderte andauernden Krise, die
eigentlich erst im Hochmittelalter mit dem Aufstieg zur kurtrierischen Landesstadt
richtig überwunden werden konnte. Mit der Einrichtung des Marktes und dem Ausbau
als Umschlagsplatz für die per Schiff transportierten Massengüter gedieh Koblenz
dann zu einem wichtigen Wirtschaftsstandort, der sich bis heute stetig
weiterentwickelt hat.
Koblenz, mit der auf der rechten Rheinseite gelegenen mächtigen Festung
Ehrenbreitstein, gilt als das "Tor" zum Hunsrück, zur Eifel und zum Westerwald. Das
Deutsche Eck, dort wo die Mosel in den Rhein mündet, geht auf den Deutschen
Orden zurück, der sich hier im frühen 13. Jahrhundert niederließ. An gleicher Stelle
erinnert auch ein Denkmal Kaiser Wilhelms I. an die preußische, recht
obrigkeitsstaatliche Epoche der deutschen Geschichte. Jahrelang hatte man darüber
gestritten, ob das im zweiten Weltkrieg zerstörte Reiterstandbild wiederhergestellt
werden sollte, wie dies eine private Stiftung anstrebte. Im September 1993 war der
Streit endlich entschieden und das Denkmal wurde anlässlich eines großen Volksfestes
mit Rockmusik (statt Marschmusik und Kanonendonner) auf dem Sockel am Deutschen Eck
neu enthüllt. Dem gleichen Mäzen und Kunsthistoriker ist auch das Museum Ludwig
für moderne Kunst zu verdanken, welches in der ehemaligen Komturei des Deutschen
Ritterordens —dem sogenannten "Deutschherrenhaus"— untergebracht ist.
Ein Rundgang durch die von europäischer Geschichte und Kultur geprägten Stadt
beginnt am besten auf der Balduinbrücke über die Mosel, von der man einen schönen
Blick auf die Altstadt und die auf der anderen Rheinseite liegende Festung
Ehrenbreitstein hat. Von der im Jahre 1363 fertiggestellten Balduinbrücke sind noch
11 der ursprünglich 20 Bögen erhalten. Direkt bei der Brücke liegt die "Alte Burg"
aus dem Jahre 1277, eine ehemalige kurfürstliche Residenz, in der heute die
Stadtbibliothek untergebracht ist. Von hier führt der Weg über den Florinsmarkt mit
dem spätgotischen "Alten Kaufhaus", dem historischen "Schöffenhaus", dem "Bürresheimer
Hof" und der Stiftskirche St. Florin aus dem Jahre 1100 zur Stadtpfarrkirche
Liebfrauen, die auf dem höchsten Punkt der Altstadt steht. Ihre Anfänge gehen bis
ins 6. Jahrhundert zurück, wobei der heutige Bau in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts
entstanden ist. Die älteste Kirche ist die ehemalige Stiftskirche und heutige Basilika
St. Kastor, eine dreischiffige Hallenkirche mit zwei wuchtigen Westtürmen, deren
Baubeginn im Jahre 817 liegt und die bereits 19 Jahre später geweiht wurde. Ebenfalls
sehr lohnenswert ist ein Besuch des "Neuen Schlosses" aus den Jahren 1777-1787 und
eine Fahrt zur "Kurfürstlichen Residenz" unterhalb der Festung Ehrenbreitstein auf der
gegenüber liegenden Rheinseite. Hier steht auch das Wohnhaus der Familie Beethoven.