Geologie des Nahetales
Vor 400 Millionen Jahren, in der
Devonzeit,
lag Europa in Äquatornähe und es herrschte ein warmes Klima. Ein mit Inseln
durchsetztes flaches Meer bedeckte Mitteleuropa, in dem der Hunsrück ein tieferes
Meeresbecken mit einer stabilen Wasserschichtung bildete. Die oberen Wasserschichten
dieses Beckens waren sauerstoffreich, während Schwefelwasserstoff das sauerstoffarme
Tiefenwasser vergiftete.
In den schwarzen Bodenschlamm absinkende Lebensreste wurden vom Eisensulfid rasch
konserviert und sind deshalb vorzüglich erhalten geblieben. In der Schiefergrube
Herrenberg bei
Bundenbach
fand man eine Fülle weltbekannter Versteinerungen, die durch Röntgenstrahlen
bis ins feinste Detail sichtbar gemacht werden konnten. Die in das Devonmeer
mündenden Flüsse lagerten große Mengen Schlamm, Sand, Ton und Kies ab, die sich
durch Druck und Wärme im Verlaufe der Jahrmillionen zu Gesteinsschichten umwandelten.
So entstanden je nach Material und Körnung Schiefer, Sandstein, und
bei hohem Quarzkörneranteil (Taunusquarzit).
Vor 300 Millionen Jahren, am Ende der
Karbonzeit,
wurden die Devonschichten des Hunsrücks durch gewaltigen, von Südosten nach
Nordwesten gerichteten Druck zusammengeschoben, zum Variskischen Gebirge (Nordkette)
gefaltet und aufgerichtet. Mit den heutigen Hochwald-, Idarwald- und Soonwaldketten
entstand ein Hochgebirge, dessen Verwitterungsmassen in die südlich vorgelagerte
Mulde abgetragen wurden und dort das "Unterrotliegende" bildeten. Nach erneuter
Hebung des Gebirges und Senkung der Mulde wiederholte sich der Vorgang und es entstand
das "Oberrotliegende". Begleitet waren diese Gebirgsbildungen im Zeitalter des
Perm
von heftigem Vulkanismus entlang der Hunsrück-Südrand-Verwerfung. Die aus dem
Erdinnern quellende Lava bildete beim Erkalten härtere Schichten als das Rotliegende.
Je nach Zusammensetzung der Lava und dem Tempo der Abkühlung entstanden recht
unterschiedliche Gesteine: Aus dünnflüssiger Lava mit wenig Kieselsäure (SiO2)
Basalte, Melaphyre und Dolerite
(Hellberg),
aus Lava mit mittlerem SiO2-Gehalt Andesite und Porphyre
(Lemberg)
und aus zähflüssiger Lava mit viel SiO2 rotgefärbter Rhyolith
(Rotenfels).
Gelegentlich wurden in den Vulkaniten Gasblasen konserviert, die sich später mit
Mineralien auffüllten und so
Achatdrusen
bildeten.
Kleines Glossar geologischer Begriffe.
Das heutige Landschaftsbild der unteren Nahe zwischen Bad Sobernheim, Bad Kreuznach
und Bingen gleicht noch in wesentlichen Merkmalen dem des
Oligozän, wie es vor 35 Millionen Jahren bestanden
hat. Damals war das Tal von einem Meer überflutet, dessen Küstenlinie entlang
der Kreuznacher Bucht und der Staudernheimer Bucht (Bad Sobernheim) verlief, mit
einem Inselarchipel im Süden. Es ist in der Erdgeschichte die große Ausnahme, dass
Küstenabfolgen früherer Epochen erhalten bleiben. Man findet in den Sandgruben
bei Bad Sobernheim versteinerte Tannenzapfen, die im Sandstrand konserviert wurden
("Steinhardter Erbsen"), oder kann südlich von Bad Kreuznach das Meereskliff auf dem
Steigerberg
bewundern, einer Insel des Oligozän-Meeres.