Boppard mit Rheinschleife
Das 2000-jährige Boppard liegt an der größten Schleife des
Rheins auf dem Wege durch das Rheinische Schiefergebirge ins
norddeutsche Flachland. Der Fluss ändert hier seine Richtung in
einer doppelten S-Kurve zweimal um fast 180 Grad. Das heißt,
der Rhein fließt in der einen Richtung an dem Städtchen
Boppard vorbei und dann, nach engem Bogen, in
entgegengesetzter Richtung wieder zurück. Verursacht wird
diese Schleife durch den mächtigen Felsstock des Bopparder
Hamm, an dessen steilen, sonnenbeschienenen Hängen eines der
größten zusammenhängenden Weinbaugebiete des Mittelrheines
liegt. Die Filser Ley auf der gegenüberliegenden Seite
des Rheins trennt die beiden Flussarme voneinander. In seiner
vollen Pracht kann man dieses grandiose Naturschauspiel
jedoch nur genießen, wenn man sich in die "Höhe" begibt. Der
bekannteste Aussichtsplatz für die Rheinschleife heißt unerwarteter
Weise jedoch "Vierseenblick" —so genannt, weil an der
betreffenden Stelle zwei Hügel den Blick so begrenzen, dass man
den Rhein als vier voneinander getrennte "Seen" wahrnimmt.
Um hier hinauf zu kommen, gilt es zunächst 200 Höhenmeter
auf wunderschönen Waldwegen zu überwinden. Oder, wenn
man es bequemer möchte, kann man auch die Sesselbahn
nehmen und ganz gemütlich in die Höhe gondeln. Auf den
Terrassen der Ausflugsgaststätten wird man durch den
grandiosen Blick auf die Rheinschleife und die Stadt Boppard
für die allfälligen Mühen des Aufstiegs vollumfänglich
entschädigt.
Von hier oben wird auch die bevorzugte Lage des
Weinortes Boppard deutlich, der in einer Talweitung des Rheins
am Fuße des Hunsrücks liegt. Nicht weniger als sechs
Hunsrücktäler münden an dieser Stelle in den Rhein. Wie
steinzeitliche Funde belegen, wurde der Ort bereits in
vorgeschichtlicher Zeit von Jägern als Lagerplatz genutzt. Eine
dichtere Besiedlung des Talgebietes von Boppard ist durch die
römische Straßensiedlung "Bodobrica" bzw. "Boudobriga" im
Eingangsbereich des Mühltales für das 1. Jahrhundert n. Chr.
belegt. Da der römische Name eigentlich keltischen Ursprungs
ist, kann man daraus mit einiger Sicherheit auf die Existenz einer
Siedlung bereits zu keltischer Zeit schließen. Boppards sehr
bekanntes spätrömisches Kastell mit seiner 8 m hohen
Schutzmauer und seinen zahlreichen Türmen wurde Mitte des 4.
Jahrhunderts als Teil der römischen Grenzsicherung errichtet.
Auf den Grundmauern des zur Befestigung gehörenden
Kastellbades baute man im 5. Jahrhundert eine frühchristliche
Kirche. Der Baubeginn der spätromanischen St. Severuskirche
mit ihren mächtigen Doppeltürmen, die auch heute noch das
Stadtbild beherrschen, erfolgte an gleicher Stelle erst sehr viel
später in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Das dreischiffige
Langhaus der Kirche stammt aus dem Jahre 1225 und ist mit
eindrücklichen Wandmalereien zum Leben des St. Severus
ausgeschmückt. Ebenfalls im Mittelalter entstand am Rheinufer
die Kurfürstliche Burg mit quadratischem Burgfried. Sie wurde
im Jahre 1340 als Zwingburg durch Erzbischof Balduin von
Luxemburg errichtet, nachdem er die Stadt 13 Jahre zuvor mit
militärischer Gewalt unterworfen und zur kurtrierischen
Oberamtsstadt erhoben hatte. Damit endete die Blütezeit der
"Freien Reichsstadt" Boppard, wie sie im alten Stadtsiegel zum
Ausdruck kommt: "Boppard, freie und besondere Stadt des
Römischen Reiches". Allen danach unternommenen Versuchen,
den früheren autonomen Status einer Reichsstadt
zurückzugewinnen, war kein Erfolg beschieden. Die Stadt
verblieb somit unter der Herrschaft des Trierer Kurfürsten bis
zum Ende des 18. Jahrhunderts, als französische Truppen das
Land im Jahre 1794 eroberten. Von der mittelalterlichen
Stadtmauer sind einige Abschnitte, insbesondere das "Bingertor"
bis in die heutige Zeit erhalten geblieben.
Sehenswert vor allem
auch die Karmeliterkirche, deren Bau um das Jahr 1300
begonnen wurde, sowie das Benediktinerinnenkloster
"Marienberg", dessen Gründung im Jahre 1123 erfolgte.
Eine besondere Attraktion von Boppard ist die unter
Denkmalschutz stehende Hunsrückbahn, die steilste
Normalspurbahn Deutschlands, die hier ihren Ausgangpunkt
hat und auf der Strecke nach Emmelshausen im Hunsrück
immerhin 350 Höhenmeter überwindet —eine echte Gebirgsbahn!
Fünf Tunnels und zwei atemberaubende Viadukte in
schwindelerregender Höhe machen die 30-minütige Fahrt quer
durch den Bopparder Stadtwald zu einem bleibenden Erlebnis.
Wenn man bereits in Buchholz aussteigt, lässt sich der Ausflug
gut mit einer Wanderung durch die wild zerklüftete
Ehrbachklamm hinunter nach Brodenbach an der Mosel
verbinden. Nicht weit von Boppard entfernt liegen die beiden
Burgen "Liebenstein" und "Sterrenberg", die das Resultat eines
langen Familienstreites zwischen zwei Brüdern sind, die sich
über die Aufteilung des Erbes partout nicht einigen konnten und
alle ihre Energien dazu verwendeten, den "brüderlichen" Streit
zu eigenen Gunsten zu entscheiden. Die Auseinandersetzungen
gipfelten im Bau einer "Streitmauer" zwischen den Burgen.
Heute gibt es auf Sterrenberg eine Ausflugsgaststätte, von deren
Terrasse man einen weiten Ausblick über den Hunsrück bis ins
Rheintal genießen kann.