Stromberg mit der Stromburg — Heimat des 'Deutschen Michel'
Wenige Kilometer nördlich von
Bad Kreuznach
mündet der Guldenbach, aus dem Hunsrück kommend, in die Nahe. Er
zählt zu den "gefällstarken" Bächen, verliert er doch zwischen
Rheinböllen und Stromberg 160 Höhenmeter auf 8 km. Sein tief
ins Gebirge eingeschnittener Oberlauf durchquert eines der
Kerngebiete der Hunsrücker Eisenerzlager mit der historischen
"Rheinböller Eisenhütte"
und bildet die Grenze zwischen dem
Soonwald im Westen und dem Bingerwald im Osten. Der
bekannteste Ort im Guldenbachtal ist Stromberg am Fuße des
Soonwaldes. Hier liegt auf einem langgestreckten Bergsporn,
äußerst malerisch über der Stadt, die Stromburg, eine der
ältesten Burganlagen des Hunsrücks. Sie ist die Heimat des
"Deutschen Michel" Hans Michael von Obentraut (1574-1625),
einem der verwegensten Reiterführer des Dreißigjährigen
Krieges, um den sich mannigfaltige Geschichten ranken —nicht
zu verwechseln mit der gleichnamigen Spottgestalt, einem
Bauernburschen mit Zipfelmütze und Kniehosen, der als
Inbegriff der Einfalt und gutmütigen Schwerfälligkeit seit der
Reformationszeit in Deutschland als politische Karikatur
verwendet wurde, um das Volk "wachzurütteln".
Die Stromburg ist vermutlich bereits im 10. Jahrhundert
entstanden. Die erste urkundliche Erwähnung datiert aber ins
Jahr 1056, als sich ein Graf Bertolf nach der Stromburg nennt.
Bereits 1116 wurde sie aber bis auf die Grundmauern durch den
Mainzer Erzbischof Adalbert I. zerstört, danach aber wieder
aufgebaut. In ihrem Schutze entwickelte sich in der Talschaft das
Dorf Stromberg, das erstmals 1344 erwähnt wird. Im
Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde die Stromburg
mehrfach erobert und besetzt, jedoch nie wesentlich beschädigt.
Erst im Zuge der Orléan'schen Erbfolgekrieges wurde sie am 3.
März 1689 von der französischen Armee gesprengt und
Stromberg selber in Schutt und Asche gelegt. Zwischen 1977 und
1981 wurden Teile der Burgruine mit Unterstützung des
Landesamtes für Denkmalpflege saniert und in den Neubau des
Burghotels einbezogen. Die Bedeutung von Stromberg lag im
Vorkommen von Raseneisenstein, der im vorderen Hunsrück im
Tagebau gewonnen werden konnte. Die Erze waren mit einem
Eisengehalt von durchschnittlich 25%-30% zwar nicht sehr
ergiebig, entscheidend für die Verhüttung erwies sich aber die
im Soonwald in großen Mengen gebrannte Holzkohle, die
Wasserkraft des Guldenbaches sowie das Vorkommen von Kalk,
der für den Verhüttungsprozess erforderlich ist. Dieser Kalk ist
in den Stromberger Kalksteinbrüchen so reichlich vorhanden,
dass er sogar in andere Hunsrücker Eisenhütten geliefert werden
konnte, insbesondere auch in die wenige Kilometer entfernte
"Rheinböllerhütte".
In der obigen Abbildung geht der Blick von
der Terrasse der Burg Gollenfels auf der gegenüberliegenden
Seite des engen Guldenbachtales hinüber zur Stromburg. Burg
Gollenfels wurde vermutlich im 10./11. Jahrhundert zusammen mit
der "alten" Stromburg auf dem Pfarrköpfchen erbaut und diente
später dann als Vorwerk zur heutigen Stromburg, ab 1156 von
pfalzgräflichen Ministerialen verwaltet. Nach der Zerstörung
im Jahre 1614 durch spanische Truppen erfolgte der Wiederaufbau bereits
kurze Zeit später (ab 1619).