Steigerberg: Brandungskliff aus der Zeit des Oligozän
Vor 285 Millionen Jahren, an der geologischen Wende zum
Rotliegenden,
kam es im Naheraum zu stärkeren Erdkrustenbewegungen mit Wellungen und Verwerfungen.
Dabei stieg Magma, das flüssige Gestein aus dem Erdinnern, auf und drang in die
oberen Teile der Erdkruste ein, ohne jedoch an die Erdoberfläche zu gelangen. Solche
durch spätere Abtragung freigelegten "Intrusionsstöcke" bestehen aus dem rötlichen
Rhyolith (früher: Porphyr) —wie der Rotenfels und der Rheingrafenstein— oder aus dem
etwas dunkleren Dazit, wie man es am Lemberg findet. Später erreichte dann dünnflüssigere
Magma die Erdoberfläche und überdeckte weite Gebiete des Naheraumes. Dieser Lavastrom
kam bald zum Stillstand und war dann über den langen Zeitraum von 240 Millionen Jahren
(Trias, Jura, Kreide)
einem meist tropischen Klima ausgesetzt, so dass das vulkanische Gestein tiefgründig
verwitterte und sich tiefe Täler bildeten. Isolierte Schollen aus dem sehr harten
Rhyolith blieben aber bestehen.
Vor 35 Millionen Jahren, im
Oligozän,
brach der Oberrheingraben ein und die Region wurde durch ein subtropisches
Meer überflutet, das Verbindungen zum offenen Ozean im Norden und Süden von
Mitteleuropa hatte. Die Küstenlinie verlief am südlichen Rand der Hunsrücker
Devonschichten mit seichten Buchten bei Bad Sobernheim und Bad Kreuznach, während
südlich von Bad Kreuznach ein Inselarchipel aus den verbliebenen Rhyolith-Schollen
entstand, mit Halbinseln (Lemberg, Vorholz), Inseln (Rheingrafenstein, Eichelberg,
Steigerberg) und dazwischen liegenden Buchten (Feilbingert, Weinsheim).
Stürme, Orkane und die entsprechende Meeresbrandung bearbeiteten beständig das
Festgestein der Inseln in Küstennähe und glätteten es. Zur Zeit des Höchststandes
des Oligozän-Meeres waren kleinere Inseln wie der Steigerberg vermutlich weitgehend
überflutet. Dies wird durch reichhaltige Fossilienfunde belegt (Austern, Muscheln,
Schnecken). Das hier abgebildete Kliff am Steigerberg
und die dahinterliegenden Steilwand (Photo: Kurt-Werner Augenstein)
sind ein in Europa einzigartiges Geotop. Derzeit
sind Bestrebungen im Gange, dieses Gebiet als Zentrum eines geologischen Naturpfades
der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Das Geotop kann
zur Zeit nicht besichtigt werden.